In diesem Jahr spüre ich zum ersten Mal richtig, was Jul für uns Hexen bedeutet. Wenn ich morgens über die Autobahnbrücke unserer Stadt in Richtung Arbeit fahre, dann steht die Sonne jedes Mal ein Stückchen tiefer, die Straße ist ein wenig dunkler, die Wolken werden immer finsterer und die Wellen des Rheins schimmern jeden Morgen schwärzer. In ein paar Wochen wird es ganz dunkel sein.

Unwillkürlich frage ich mich bei dem Anblick: Wann wird es wieder heller werden, wann geht es wieder aufwärts in Richtung eines verlockenden Frühlings, wann ist die Wende?

Und dann fällt mir ein: Ach ja, das ist ja zu-fäl-lig irgendwann um Weihnachten rum, zu Jul, zur Wintersonnenwende. Ich freue mich auf das diesjährige Fest. Zum ersten Mal denke ich nicht an Weihnachtsstress, an viel zu frühe Dekoration und Beschallung in den Warenhäusern, das ist mir dieses Jahr egal. Denn wir bleiben zu Hause!

Jawohl! Heißa!

Endlich haben wir es geschafft. Das erste rein heidnische Julfest erwartet unser.

In den vergangenen Jahren seit der Geburt unserer Kinder fuhren wir um die Weihnachtszeit herum auf große Fress-Sauf-Abstaub-Tournee durch das erweiterte Deutschland, um alle Verwandten mit unserer heimeligen Anwesenheit zu beglücken.
„Ist doch so schön für die Kleinen …“ sagen alle. Aber die Kids sind da gar nicht so heiß drauf. Die können nicht verstehen, wieso plötzlich nach unserer kleinen familieninternen Feier zur Sonnenwende, die Koffer gepackt werden und sie sich ab dann jeden Tag mehrfach damit konfrontiert sehen, schon wieder ganz höflich danke sagen zu müssen, zum x-ten Spielzeug, das sie sich gar nicht gewünscht haben.
Unglaublich, aber wahr, ich hätte nie gedacht, dass es Kinder gibt, die wissen, dass sie genug Spielzeug haben. Man muss sie einfach lieben …

In diesem Jahr sind sie alt genug, um zu verstehen, was die Raunächte bedeuten. Wir werden ihnen die Geschichte erzählen, der Wind wird heulen, es duftet nach Plätzchen, überall leuchten Kerzen und wir haben uns vorgenommen, unsere Zauberstäbe fertig zu basteln.
Man sollte immer was ruhiges, magisches planen für diese Zeit. Und dieses Mal werden wir es endlich durchziehen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie viel Druck das von mir nimmt. Mir war gar nicht bewusst, dass der Weihnachtsstress, den wir mittlerweile gewohnt sind, uns so durcheinanderbringt.

Es war ein gutes Jahr und es wird geruhsam zu Ende gehen. Sobald die Tage wieder länger werden, beginnt das neue Jahr für uns Hexen. (Ich bin sonst nicht so determiniert, aber dass manche zu Samhain feiern ist einfach echt willkürlich und aus dutzenden von Gründen falsch, genauso wie Christen definitiv drei Tage zu spät feiern). Die Raunächte benutze ich wie die Meditation vor dem Ritual, eben als Vorbereitung auf den kommenden Jahreskreis. Das Geschenk, das Mutter Natur uns mitgibt, ist die Hoffnung, dass es bald wieder wärmer, grüner und lebendiger wird.

Ein iPod wäre auch nicht schlecht, zugegeben.
Hmm, mal sehen, wessen unschuldige Einstellung zu Weihnachten ich noch nicht gebrochen habe…

Einen sehr schönen und lustigen Artikel hat übrigens Angus hier geschrieben, der da einen verwandten Beitrag auf Witchvox gepostet hat. Auch sein Blog ist übrigens sehr lesenswert, besonders, wenn man aufgeheitert werden möchte in diesen dunklen Tagen.

Sollten wir uns nicht mehr sehen bis dahin, dann wünsche ich euch allen schon mal eine schöne Adventszeit. Macht was draus.