Hallo liebe Leser,

ich bin jetzt ein paar Wochen in Irland und ich muss euch sagen, es war eine schreckliche Erfahrung.

Ich hatte es ja ganz anders erwartet. Ich kam auf diese Insel, um einfach mal dem IT Hype zu folgen. Aus Steuergründen gibt es hier viel interessante Arbeit im Computerbereich.

Aber was war ich angepisst, als ich bemerkte, dass es hier zuerst auch nicht sehr viel anders schien, als in der gewohnt trist deutschen Umgebung: Was mich besonders überrascht hat sind die Regeln. Ich dachte ja schon, dass Deutschland Weltmeister ist, was die Aufstellung von Richtlinien ist, aber Irland ist viel weiter. Überall kleben Aufkleber, was man machen darf, was nicht und wieso. Auf Autos (Versicherung, Anfänger), Strassen (HIER fahren, dort NICHT parken), Wänden (Feuerlöscher, Notausgang und eine Anleitung für Dummies), Supermarktregeln (!), was man wann kaufen darf und in wessen Begleitung.

Das ist das eine: es gibt viiiele Schilder und Regeln, aaaber es ist halt allen egal, sie gehen zB immer bei Rot über die Strasse!
Okay, das tue ich jetzt auch, weil die verdammten Lichter alle ewig brauchen, um grün zu werden. Ich habe in meiner ersten Woche unter einem regensicheren Vordach gewartet, bis es Grün wurde und dann hat auch schon der Regen aufgehört. so lange hat das gedauert!
Jetzt gucke ich auch nur mehr nach rechts (!) und wenn nichts kommt, dann lauf ich.

Was ich von Irland erwartet hatte: gutes Wasser, schlimmes Toastbrot und Pagans, die wissen, wie die Natur-Uhr so tickt.

Was ich von Irland bekam: fürchterlich nach Chlor stickendes Leitungswasser, köstliches Vollkornbrot und Heiden, die Samhain eine Woche später feiern möchten, weil dann "die Priesterin besser Zeit hat".

So. Was mache ich jetzt ...

Positiv denken und weitergehen. Nie stehenbleiben.

Ach ja: eine weitere Sache ist mir aufgefallen: Wenn man die Strasse lang geht oder sich im Fitnesszentrum begegnet, dann wird nie Blickkontakt gesucht oder gegrüßt. Wirst Du aber vorgestellt, dann nehmen sie den Kontakt ernst. Das ist zuerst strange. Dann aber fiel mir auf, dass das konträr ist zum deutschen Umgang mit Mitmenschen, oder? Wir fühlen uns gedrungen, Begegnungen zu registrieren und mit Nicken oder Gruß zu quittieren. Das ist den Iren egal. Wenn es aber ernst wird, dann ist es ihnen wichtig. Ich finde letzteres bei reifem Überlegen viel besser.

Heute abend war ich eingeladen von einem Arbeitskollegen, dem ich geklagt habe, dass mir abends immer schrecklich langweilig ist, weil ich Amazon Prime und Youtube schon zu Ende geguckt habe. Er empfahl mir eine Adresse.
Ich war pünktlich am Pub (The Fiary, Cork) und traf an diesem Abend auf engstem Raum die unglaublichst nettesten Menschen seit langem. Nicht Iren, aber Italiener, Spanier, Deutsche, Inder, Portugiesen, ... die eben das Mindset hatten, nach Irland zu kommen und hier ihresgleichen zu treffen.

Ich war fast zu Tränen gerührt, so wunderbar war diese Melange. Wir verbrachten einen schönen Abend, ich ging nach Hause und habe seitdem nie wieder etwas von diesen Menschen gehört. Ich glaube, diese einmaligen Begegnungen, wo man sich trifft, anerkennt, nett zueinander ist, dann aber auch wieder auseinandergeht, sind halt hier so ein Ding, egal wo Du herkommst.