Als ich 6 Jahre alt war, lag ich in meinem Bett und habe mich vor dem Tod gefürchtet. Mir war zum ersten Mal aufgefallen, dass es irgendwann zu Ende gehen wird.

Als meine Mutter mich in den Arm nahm, fragte ich sie, was nach dem Leben kommt.

Seltsamerweise erinnere ich mich gar nicht an die Antwort. Aber da ich danach eingeschlafen bin, dürfte es wohl etwas Beruhigendes gewesen sein.

Diese Szene hat sich mir eingeprägt und mittlerweile denke ich, dass sie viel mit meinem dann beschrittenen Lebensweg zu tun hat.

Fast schon verzweifelt suchte ich nach Lösungen und bin dann sogar viel in der katholischen Kirche gewesen, weil es ja nichts anderes gab. Die Idee von einem Himmel, in den nur die Braven und Bereuenden kommen, wo sie dann den ganzen Tag "LUJA!" schreien, fand ich schwierig, aber mangels Alternativen habe ich auch vor der gefolterten Leiche des Heilands gekniet und gebetet.
Taten ja die anderen auch...

Mit den germanischen Göttersagen kam dann Walhalla, das ich aber nicht verstand und das auch keiner richtig erklären konnte. Musste man im Kampf fallen, um von einer scharfen Walküre abgeholt zu werden? Was passiert mit feigen Wehrdienstverweigerern wie mir? Das war also wieder nix.

Ich bin heilfroh, dass mir damals niemand etwas von einer Möglichkeit erzählt hat, auf einfachem Weg an gleich 72 Jungfrauen (oder Rosinen) zu kommen. Ich kann schon verstehen, wieso das manchem jungen Mann, der mit totalem Hormonstau in der Wüste sitzt, verlockend vorkommt.

Mit den Jahren half mir Philosophie und Überlegungen wie: Da niemand wissen kann, wie es nach dem Tod wirklich aussieht, kann jeder Mensch seine eigene Nachwelt aussuchen.
So antwortet ja auch bei Sir Pratchett der TOD auf die Frage: "Und was kommt jetzt?" immer mit: "Was würdest Du wollen, das passiert?"

Das wiederum hat zwei Nachteile: Es täte gut, Gewissheit zu haben und nicht nur Hoffnung und ausserdem besteht bei so einem Nachleben die Gefahr, alleine auf weiter Flur zu sein. Und deshalb, als coup de grace, verlagere ich diese Gedanken ins Jetzt. Ich sehe nach meinen Kindern und reime frei nachWilhelm Busch:

All mein Hoffen, all mein Streben,
meines Lebens schönster Traum,
sitzt unter diesem Apfelbaum.

Es kann einfach nicht mehr schöner werden, als wenn ein kleines Kind, das sich vor irgend etwas erschrocken hat, sich ankuschelt und leise sagt: "Papa 'schützt" oder ein gehauchtes und ehrlich gemeintes: "Danke Papa."

Life is a journey, my friends
So enjoy it while you're here
Tomorrow's never guaranteed
Be the peace, feel the love

(Kottonmouth Kings: Said and done)